Einige Gedichte großer deutscher Dichter

Max und Moritz machten beide,
Als sie lebten, keine Freude:
Bildlich siehst du jetzt die Possen,
Die in Wirklichkeit verdrossen,
Mit behaglichem Gekicher,
Weil du selbst vor ihnen sicher.
Aber das bedenke stets:
Wie man's treibt, mein Kind, so geht's.

 

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Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung,
was sich, umwerbend, ihr gesellt.
Das Haus, die Heimat, die Beschränkung,
die sind das Glück und sind die Welt.

 

Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
eigen war mein Weg und Ziel.

Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
andre sind reich, ich bin arm.

Andre regieren (regieren noch),
ich stand unten und ging durchs Joch.

Entsagen und lächeln bei Demütigungen,
das ist die Kunst, die mir gelungen.

Und doch, wär's in die Wahl mir gegeben,
ich führte noch einmal dasselbe Leben.

Und sollt ich noch einmal die Tage beginnen,
ich würde denselben Faden spinnen.

 

Nicht Glückes bar sind deine Lenze,
du forderst nur des Glücks zu viel;
gib deinem Wunsche Maß und Grenze,
und dir entgegen kommt das Ziel.

Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,
es ist nicht dort, es ist nicht hier.
Lern überwinden, lern entsagen,
und ungeahnt erblüht es dir.

 

Es braucht nicht jeder
um drei Uhr früh aufzustehen und fünfzehn Stunden Steine zu klopfen;
man kann sich auch anderweitig im Leben nützlich machen,
mancher bloß dadurch, daß er da ist,
durch Freundschaft, Treue, Liebenswürdigkeit -
alles ohne Anstrengung, ja am schönsten dann,
wenn man das ohne Anstrengung leistet.

 

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Der Zauberlehrling

 

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.

     Walle! walle
     Manche Strecke,
     Dass, zum Zwecke,
     Wasser fließe
     Und mit reichem, vollem Schwalle
     Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen,
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

     Walle! walle
     Manche Strecke,
     Dass, zum Zwecke,
     Wasser fließe
     Und mit reichem, vollem Schwalle
     Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder!
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

     Stehe! stehe!
     Denn wir haben
     Deiner Gaben
     Vollgemessen! -
     Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
     Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen!
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach, und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein!

     Nein, nicht länger
     Kann ichs lassen:
     Will ihn fassen!
     Das ist Tücke!
     Ach, nun wird mir immer bänger!
     Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

     Willst am Ende
     Gar nicht lassen?
     Will dich fassen,
     Will dich halten
     Und das alte Holz behende
     Mit dem scharfen Beile spalten!

Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!

     Wehe! wehe!
     Beide Teile
     Stehn in Eile
     Schon als Knechte
     Völlig fertig in die Höhe!
     Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Nass und nässer
Wirds im Saal und auf den Stufen:
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister, hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.

     In die Ecke,
     Besen! Besen!
     Seids gewesen!
     Denn als Geister
     Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
     Erst hervor der alte Meister.

 

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