30.6.2012    luftsch
30.6.2012 luftsch

aus der traum - von investitionen und spekulationen

 

Luftschiffbau Ringen um das Cargolifter-Erbe

Nach der Insolvenz der Cargolifter AG schien die Idee vom Bau kommerziell nutzbarer Luftschiffe gescheitert. Doch nun macht sich eine Gruppe von Alt-Aktionären daran, das Projekt wieder zu beleben - darunter auch der frühere Initiator, Carl von Gablenz.

© Christian O. Bruch / laif

Von Jörn Sucher

Cargolifter-Initiator von Gablenz (Archivbild): "Die Idee ist offenbar nicht kaputtzukriegen"
DDP

Cargolifter-Initiator von Gablenz (Archivbild): "Die Idee ist offenbar nicht kaputtzukriegen"

Berlin - Ab sofort soll die gestern gegründete CL Cargolifter die Wiederbelebung der Luftschifftechnik für Schwertransporte vorantreiben. Geschäftsführer - und bis auf weiteres der einzige Angestellte - des Unternehmens wird Mirco Hörmann sein. Der 37-jährige Ingenieur war bislang Akteur in einer Aktionärsinitiative der seit 2002 insolventen Luftschifffabrik Cargolifter AG .

Ihm zur Seite als Aufsichtsrat steht ebenfalls ein alter Bekannter: Carl von Gablenz, vormals Chef der abgestürzten Aktiengesellschaft. Die beiden stellten sich gestern im Märkischen Presse- und Wirtschaftsclub Berlin vor.

Anzeige

Die Nachfolge-Firma wird allerdings nicht wie ihre gescheiterte Vorgängerin den Versuch unternehmen, ein Luftschiff zu bauen. Vielmehr sieht sich die Truppe nur als Vorbereiter einer Renaissance der Leichter-als-Luft-Idee. "Wir werden keine Luftschiffbauer sein", erklärt Hörmann. "CL Cargolifter wird den Markt analysieren. Wenn sich dann Abnehmer und Investoren finden, könnte wieder ein Cargolifter gebaut werden", fügt von Gablenz hinzu. Schon gebe es erste Auftraggeber für einen Forschungsjob. Über Kundennamen und Volumen schweigen sich Hörmann und von Gablenz aus.

Schwierige Wiedergeburt

Das Duo wird komplett von vorne anfangen müssen, denn viel ist von der einstigen Cargolifter AG nicht mehr übrig. Vor fünf Jahren noch galt von Gablenz mit seinem Unternehmen als Luftfahrtpionier des Hightech-Zeitalters. Seine Idee von einem 260 Meter langen Luftschiff, das Schwerlasten von bis zu 160 Tonnen transportiert, beflügelte die Phantasie von Börsianern und Politikern. Das Land Brandenburg steckte Fördergelder in Millionenhöhe in das Projekt. Aktionäre investierten in die Luftschiff-Aktie.

Am Ende verloren alle. Cargolifter schlitterte in die Zahlungsunfähigkeit. Von Gablenz übergab das Kommando an einen Insolvenzverwalter. Die Landesregierung in Potsdam saß auf einer Investitionsruine. 72.000 Anleger hatten nahezu wertlose Aktien im Depot. 300 Millionen Euro hatte Cargolifter vernichtet. Was blieb, war die gigantische Produktionshalle im brandenburgischen Brand als Sinnbild für einen gescheiterten Techniktraum.

Technik in den Händen anderer

Dort sind mittlerweile neue Mieter eingezogen. Seit kurzem residiert in der Halle der Freizeitpark Tropical Islands. Wo ehemals der gigantische Lufttransporter entstehen sollte, liegen jetzt Wochenendurlauber am künstlich aufgeschütteten Badestrand. Hörmann kümmert das nicht. "Natürlich hätten wir die Halle gerne. Dennoch: Sie gehört nicht uns, das ist nicht unser Thema", erklärt er. Und so residiert das Projekt "Cargolifter Reloaded" zunächst in einem Büro in Berlin-Charlottenburg.

Problematischer ist, dass die Cargolifter-Nachfolger keinen Zugriff auf die eigene Technik von damals haben. Ende August kaufte die Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH das technische Wissen aus der Insolvenzmasse. Das Unternehmen mit Sitz am Bodensee kontrolliert damit wichtige Pläne des Gablenz-Luftschiffes. Hörmann hat versucht, die Süddeutschen ins Boot zu holen. Konkrete Zusagen gibt es gleichwohl nicht. "Wir gehen in eine kooperative Zukunft", gibt sich der neue Cargolifter-Chef dennoch hoffnungsvoll.

Letztendlich hat Cargolifter auch drei Jahre nach der Pleite immer noch ein Image-Problem. Zwar erklärt von Gablenz, dass man mit dem Namen Cargolifter vor allem im Ausland eher die Transporttechnik als den spektakulären Zusammenbruch des Unternehmens verbindet. Auch betonen die Verantwortlichen, dass es bis heute immer wieder Anfrage von potentiellen Kunden gäbe. Dennoch dürfte der Ruf vom Investment mit Geldvernichtungsgarantie so schnell nicht schwinden.

Kurioserweise könnte ausgerechnet Alt-Chef von Gablenz für die neue CL Cargolifter das As im Ärmel sein. Nach eigenen Angaben hält er noch Kontakt zu vielen früheren Mitarbeitern. Vor allem deren Knowhow soll das Projekt voranbringen. Von Gablenz jedenfalls ist fest von dem Projekt überzeugt. "Die Idee ist offenbar so gut, dass sie nicht kaputtzukriegen ist", erklärt er. Der Nachweis, dass die Märkte dies ähnlich sehen, steht noch aus.